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Betreuung:
Prof. Dominik Schumacher
Projekt
Master Interaction Design
Zeitraum
WiSe 2020/21
Wir befinden uns in einer Phase tiefgreifender Veränderungen unseres alltäglichen Lebens. Die Coronakrise entpuppte sich als ein Treiber der sich verändernden gesellschaftlichen und technologischen Prozesse und wir müssen uns die Frage stellen: Wie geht es weiter mit unserem Leben in den Innenstädten?
Die vielfältigen Änderungen unserer Lebensweise bestimmen, wie wir uns wahrnehmen, definieren, verhalten, begegnen und leben werden. Die Technologien und unsere direkten Interaktionen mit ihnen führen zusammen mit den vielfältigen Interdependenzen zwischen Technologie, Gesellschaft und der uns umgebenden Ökologie und Ökonomie zu Problemstellungen wie z. B. dem Klimawandel, der Vereinsamung, dem Schwund unserer Geschäftszentren und Städte, dem Vergessen, Verdrängen unserer Geschichte und vielem mehr.
Vor dem Hintergrund der beschriebenen Entwicklungen widmeten sich die Studierenden in dem Projekt „Re:living Magdeburg“ dem amorphen, vielschichtigen und komplexen Gebilde der Stadt und suchten nach Wegen, wie sie den Stadtkörper durch gezielte Eingriffe und Veränderungen so erweitern können, dass die Stadt als ein Ort des Austauschs und Miteinanders wiederbelebt und reaktiviert werden kann. In einem ersten Schritt erfolgte hierzu in einem Kurzzeitprojekt eine Erkundung der Stadt Magdeburg, um hiernach über kleine Interventionen zum Thema „Perspektivwechsel“ mit dem Stadtraum und seinen Bewohner*innen in einen Austausch zu treten. Im zweiten Schritt arbeitete sich die Gruppe, ausgehend vom Aktions- und Maßnahmenplan für die Innenstadt Magdeburg, in die speziellen Herausforderungen des Magdeburger Stadtraums ein und nahm anschließend auf der Suche nach neuen Lösungsansätzen für die gefundenen Problemstellungen tiefergehende Recherchen auf. Die folgenden Projekte geben einen vielschichtigen, multiperspektivischen Einblick in die Bedürfnisse und Herausforderungen, welche die junge Generation der Studierenden in der Innenstadt Magdeburg sieht und zeigen variationsreiche Lösungsansätze, wie sich Zugänge schaffen lassen, Teilhabe ermöglicht und die Stadt Magdeburg in diesem Sinne wirkungsvoll belebt werden kann.
Memento Mori
von Smilla Hinterreiter
Format Performance im Stadtraum
„Memento Mori“ ist eine Live-Performance, die Menschen an ihren Tod erinnern soll.
Dabei wird Kritik an der Quantifızierung und Klassifızierung von Menschenleben durch Systeme wie Krankenkassen und Regierungen geübt. Diese bewerten einzelne Menschen anhand von Statistiken. Nicht die wirkliche Person, sondern der entsprechende Datensatz sorgt für eine Einordnung in die Machtstruktur. Die Performance sollte auf darauf aufmerksam machen und einen Anlass zum Nachdenken geben.
von Smilla Hinterreiter
Format Performance im Stadtraum
007
von Jiajia Ding
Format mediale Installation im Stadtraum
„007“ ist ein Installationsprojekt, das die teils extreme Überarbeitung der Mittelschicht in China widerspiegelte.
Um die filmischen Assoziationen zu verstärken, wurde das Projekt vor dem Cinemaxx-Kino in Magdeburg aufgestellt. 886, 996, und 007 sind Abkürzungen für Arbeitsmuster, die gerade in der IT-Branche vorkommen. 886 steht für eine Arbeitszeit von 8:00 Uhr morgens bis 8:00 Uhr abends an sechs Tagen in der Woche; analog hierzu versteht sich 996 als Steigerung. Bei 007 spricht man von einem Leben, das praktisch nur noch aus Arbeit besteht. Die Mehrdeutigkeit dieses Begriffes sorgt für Irritationen. Im Gegensatz zu der erwarteten Hochglanz-Optik eines fiktiven Musterhelden namens James Bond steht die harsche Realität einer anonymen Arbeiterschaft. Pervertiert wird diese Erwartung auch auf auditiver Ebene: Schon von außen ist das Geräusch einer tickenden Uhr zu hören – eine tickende Zeitbombe der anderen Art.
Keep Distance
von Vanessa Widdecke, Hannah Berlandi
Format Intervention im Stadtraum
Zum Zeitpunkt des Projektes erreichte die Corona-Pandemie ihren Höhepunkt. Von allen Seiten wurde an die Vernunft der Menschen appelliert. Die Sicherheitsabstände von mindestens anderthalb Metern sollten eingehalten werden, um das Infektionsrisiko zu senken. An Sammelpunkten wie Ampeln oder Haltestellen machte das Projekt „Keep Distance“ diesen Sicherheitsabstand optisch sichtbar. Dadurch sollte den Menschen die Chance gegeben werden, sich diese Regel bewusst zu machen, individuell aufeinander zu reagieren und den Abstand anzupassen. Die Passant*innen wurden selbst Teil der Installation und konnten aktiv am Geschehen mitwirken. Ihr Schwarmverhalten und das Verhalten bei einem auf- tretenden Störfaktor ließ sich ferner gut beobachten.
Magdeburg ist (k)eine schöne Stadt
von Marie Hutabarat
Format anamorphotischer Blick auf Magdeburg
Oft wird die Stadt Magdeburg mit vielen Plattenbauten assoziiert, da nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg günstig und schnell Wohnraum geschaffen werden musste. Diese Gebäude werden von vielen Menschen als minderwertig und unattraktiv wahrgenommen. Dabei hat die Stadt auch viele schöne Altbauten zu bieten. Das Kurzprojekt „Magdeburg ist (k)eine schöne Stadt“ soll mit Hilfe dieses Klischees einen Perspektivwechsel schaffen. Dazu wurde eine Plakatserie mit einem vereinfachten Linsenrasterdruck entworfen. Die Plakate zeigten zwei Perspektiven von Magdeburg: Auf der einen Seite sieht man einen Plattenbau mit der Aufschrift „Magdeburg besteht nur aus Plattenbau“, von der anderen Seite ist ein attraktiver Altbau zu sehen. Das Plakat wurde im Hauptbahnhof aufgehängt, um Anreisende mit diesem Perspektivwechsel zu konfrontieren und einem potenziellen Klischee vorab entgegenzuwirken.
Wo Fuchs & Hase ...zu Fuß laufen, statt mit dem Bus zu fahren
von Konstantin Damm
Format alternativer Stadtguide für Magdeburg
Die Fahrten aller Nachtlinien in Magdeburg beginnen an der Haltestelle „Alter Markt“. Für viele Nachtschwärmer*innen trennt sich hier der Weg. Doch was ist mit denjenigen, die ihren Bus verpasst haben? Sie können entweder eine Stunde warten oder müssen die Heimreise zu Fuß antreten. Die Informationstafel von „Fuchs & Hase“ kann an allen Haltestellen angebracht werden und zeigt an, wie
lange es dauert, die Strecken zu den nächsten Haltestellen zu Fuß zurückzulegen. Jeder Linie von N1 bis N8 ist ein typisches Stadttier zugeordnet, mit dem sich die Fußgänger*innen identifizieren können.
Hear the Fear
von Gülbahar Ceper
Format Schnitzeljagd im Stadtraum
„Hear the Fear“ ist ein interaktives Game. Es soll die Menschen langsam in die Magdeburger Kriegsgeschichte einführen. Die Installation wurde in einer Telefonzelle umgesetzt, in der Kriegsgeräusche zu hören waren. Die Besucherinnen erhielten die Aufgabe, versteckte Briefe zu finden, auf denen Rätsel zu entschlüsseln waren. Die Lösung führte zu einer Schatulle, die einen QR-Code beinhaltete. Nach dem Einscannen offenbarte sich dann akustisch das Ende der Geschichte. Mit dem selbst erstellten Sound konnten die Spielerinnen stärker in die Geschichte involviert werden und über dieses gesteigerte Miterleben des Gehörten auf einer tieferen Gefühlsebene angesprochen werden.
Climate Crossing
von Timm Klotz
Format Intervention im Stadtraum
Ziel des Kurzprojektes „Climate Crossing“ ist es, visuell und verständlich auf die globale Erwärmung und die damit rapide steigenden Gefahren aufmerksam zu machen. Dazu wurde ein Zebrastreifen grafisch durch die Auswertung der jährlichen Temperaturveränderungen der Erdoberfläche in eine Klimagrafık transformiert. Diese Grafik basierte auf einer jährlichen Dokumentation der Erderwärmung seit dem Jahr 1880. Visuell besteht der Zebrastreifen aus zwei ineinanderlaufenden Skalen: auf der einen Seite befindet sich eine Blau-Schattierung, auf der anderen Seite eine Rot-Schattierung. Der Zebrastreifen steht hier für ein Symbol der Macht, welche den Fußgängerinnen innewohnt. Betreten sie ihn, müssen die herannahenden Autos anhalten. Der Gang der Passantinnen über den modifizierten Zebrastreifen setzte so ein Zeichen für einen geringeren CO2-Ausstoß gegenüber den Pkw.
Wenn der Verkehr tobt... will man als Passant einfach nur weg.
von Therry Goldgrabe
Format Intervention im Stadtraum
Im Rahmen der Installation „Wenn der Verkehr tobt...“ wurde der Gehweg vor dem schauwerk abgesperrt, sodass die Passant*innen sich auf ihrem Weg gestört fühlten. Die Installation selbst sollte auf diese Weise das Gefühl entstehen lassen, vom Verkehr regelrecht zerquetscht zu werden. Auf eine Leinwand wurden Lichtkegel eines imaginären Verkehrs projiziert, um das Gefühl der Einengung zu verstärken und damit auf das Verkehrsproblem im Magdeburger Stadtraum aufmerksam zu machen. Die Lichtkegel symbolisierten die Lichter von Autos bei Nacht. Um die Wirkung zu intensivieren, wurde über Lautsprecher zusätzlicher Straßenlärm erzeugt.
Diverse*City
von Sandra Vollmer
Format Streetart im Stadtraum
Diversität zelebriert die Vielfältigkeit der Menschen und fördert ihre
Gleichberechtigung in allen möglichen Dimensionen – unter anderem in Bezug auf das Geschlecht, die Herkunft und die sexuelle Identität. Diesen Zustand der Gleichberechtigung hat unsere Gesellschaft noch immer nicht erreicht. Stereotypisierungen finden sich auch in den Details unseres alltäglichen Lebens, wie beispielsweise auf den Straßenschildern, die das Stadtbild prägen und uns die geltenden Verhaltensregeln vor Augen führen. Das Projekt „Diverse*City“ griff einige dieser Verkehrszeichen auf und veränderte sie: einerseits durch das gezielte Überkleben der Piktogramme auf vorhandenen Straßenschildern, andererseits durch die Gestaltung neuer Schilder, die in Form eines Stickersets zusammengefasst und erstellt wurden. Auf diese Weise sollten Diskurse angeregt und festgefahrene Gedankenkreisläufe geöffnet werden – für gegenseitige Rücksichtnahme auch über den Straßenverkehr hinaus.
E-Waste
von Adrian Degner
Format interaktives Schaufenster
Das Ziel des Projekts war es, den Passant*innen aufzuzeigen, wie viel Elektroschrott sie verursachen. Dazu wurde in einem der Schaufenster des schauwerk eine Projektion eingerichtet, die sich dynamisch an die vorbeigehenden Passantinnen anpasste. Gezeigt wurde ein Berg aus Elektroschrott, der mit jeder Bewegung anwuchs. Der einzige Weg, das Wachstum des Schrotthaufens zu stoppen, war der Stillstand der Passantinnen, was symbolisch einem Einstellen des Konsums entsprechen sollte.
Vital Circles
von Timm Klotz
Format Stadtraumgestaltung am Europaplatz
„Vital Circles“ bildet konzeptuell einen neuen Raum inmitten der Magdeburger Innenstadt. Die Fläche des Friedensplatzes wurde genutzt und zu einem Community Space mit Fokus auf Bewegung umgestaltet. Es entstand ein Ort zum Zusammenkommen, der das Wohnzimmer in den Stadtraum hinein erweiterte. Der Platz wurde in verschiedene Flächen unterteilt, deren Form an den jeweiligen Nutzen angepasst ist. Abstrakte, geometrische Trainingsgeräte laden zum kreativen Gebrauch ein. Die gleichnamige App „Vital Circles“ unterstützt beim Training, darüber hinaus können sich die User*innen damit auch untereinander vernetzen. Zusätzliche Coupons, die erspielt werden können, dienen als Anreize, den Raum der Magdeburger Innenstadt spielerisch zu nutzen.
TTFreunde.de
von Konstantin Damm
Format Webtool zur Vernetzung
Bei „TTFreunde.de“ haben die Benutzer*innen die Möglichkeit, sich über eine interaktive Karte an öffentlichen Tischtennisplatten zu verabreden. Die Spielerinnen können an jeder Tischtennisplatte individuell angeben, um welche Uhrzeit sie spielen möchten. Zusätzlich hinterlassen sie ihre Namen sowie einen Pin. Alle, die mitspielen möchten, können sich nun darunter eintragen. Maximal sind acht Einträge pro Spiel möglich. Sobald die angegebene Uhrzeit erreicht ist, zeigt die Zeitangabe „jetzt“ an. Ab diesem Zeitpunkt ist der Button noch eine Stunde lang aktiviert. Danach werden alle Daten der Benutzerinnen gelöscht und es können sich neue Spieler*innen eintragen. „TTFreunde.de“ funktionert ohne Registrierung oder Verifizierung und bietet die Möglichkeit, sich sozial über die sportliche Tätigkeit des Tischtennisspiels zu vernetzen. Die digitale Plattform eröffnet dabei niedrigschwellige und spontane realräumliche Begegnungen.
Guidee
von Adrian Degner
Format interaktiver Medientisch
Nominierung UX Design Award: New Talent
An einem interaktiven Tisch konnten Familien durch ortsabhängig animierte Projektionen mehr über die Landeshauptstadt Magdeburg und ihre Sehenswürdigkeiten erfahren, um einen Tagestrip zu planen. Das Stadt-Puzzle von „Guidee“ bot ein spielerisches Erlebnis und lud durch seine runde Form zum Herantreten ein. Besonders Kinder sollten animiert werden, sich aktiv einzubringen und die Stadt haptisch und visuell zu erkunden. Sobald die individuelle Erkundungstour virtuell geplant worden ist, konnte der Tagesplan gedruckt werden. So waren die Besucher*innen motiviert, das Smartphone aus der Hand zu legen und die Stadt ungestört zu erkunden.
The Story So Far
von Smilla Hinterreiterr
Format Mixed Reality Game im Stadtraum
Sexuelle Aufklärung in Schulen ist mangelhaft und Halbwissen aus dem Internet kann gefährlich werden. Durch „The Story So Far“ sollen die Themen Sexualität, Verhütung und Geschlechtskrankheiten enttabuisiert werden. Im Zuge des Augmented Reality-Games begeben sich die Spieler*innen auf die Spuren einer ausgearteten Partynacht. Im Spiel müssen sie Entscheidungen treffen, die den weiteren Verlauf beeinflussen. Die Geschichte führt vom Stadtraum über Social Media-Plattformen bis hin zu realen Gesprächssituationen. Das intrinsische Interesse junger Menschen wird genutzt, um spielerisch zu lernen, wo sie Gesprächspartner*innen, Hilfe und Beratung finden. Die Story soll neugierig machen und das selbständige Entscheiden befähigt Spielende, diese Schritte bei Bedarf auch in ihrem eigenen Leben zu gehen. „The Story So Far“ lässt als Augmented Reality- Game die Grenzen zwischen Spiel und Realität verschmelzen. Es bietet eine Chance für die Entwicklung transmedialer Konzepte, die für Bildungs- und Aufklärungszwecke genutzt werden können.
Soundseeing
von Sandra Vollmer
Format Visualisierung von Klang
Ein Spaziergang durch die Stadt ist ein komplexes Klangerlebnis. Doch zwischen gesundheitsschädlichem Lärm und akustischem Genuss liegt ein schmaler Grat. Das Empfinden ist subjektiv. In jedem Fall entsteht eine Soundlandschaft als Übersetzung dessen, was in der Umgebung geräuschvoll klingt. Das Projekt „Soundseeing“ möchte ein Bewusstsein dafür schaffen und nutzt hierfür den Aspekt der Synästhesie. Menschen mit synästhetischer Wahrnehmung können zum Beispiel Töne in Form von visuellen Reizen sehen. Das schafft für sie eine völlig neue Ebene des Raumerlebens, aus der sie auch zusätzliche Informationen über ihre Umwelt gewinnen können. Das Projekt setzt sich mit dieser Thematik auseinander und verwandelt den einzigartigen Klangcharakter der Stadt in eine visuelle Sehenswürdigkeit. Damit soll auch der Lärm in den Fokus gerückt und kritisch hinterfragt werden. Mithilfe einer Augmented Reality-App werden die Geräusche um die Nutzer*innen herum in farbige Lichtflecken umgewandelt, die auf dem Bildschirm erscheinen. Dabei beeinflusst die Frequenz der Töne die Farbe und die Lautstärke die Größe der Lichter.
BioLogic
von Therry Goldgrabe
Format experimentelle Forschung
Der Schleimpilz „Physarum polycephalum“ ist kein Pilz, wie der Name es
vermuten lässt, sondern ein Einzeller, der seit Jahren großes Forschungsinteresse auf sich zieht. Seine Fähigkeit zu lernen, effektive Wege zur nächsten Futterquelle zu finden und sogar untereinander Informationen weiterzugeben, macht ihn einzigartig. Wie er diese Fähigkeiten ohne Gehirn oder Nervenzellen erlangt, ist bis heute nicht bekannt. Im Design und der Stadtplanung zeigt der Schleimpilz seinen Wert darin, effektive Routen zwischen verschiedenen Punkten zu erkennen. Diese Fähigkeit wird im Projekt „BioLogic“ dafür genutzt, verschiedene Szenarien der Stadtplanung in Magdeburg zu prüfen. Dabei werden häufig genutzte Fußwege zwischen Knotenpunkten im Stadtraum mit Hilfe des Schleimpilzes und seiner Ausbreitungsstrategie hinterfragt. So lässt sich erkennen, welche bislang verborgenen Wege durch verschiedene Umbaumaßnahmen effizient genutzt werden können.
Walking through War
von Gülbahar Ceper
Format interaktive Installation
Der Angriff vom 16. Januar 1945 war der bei weitem schwerste von 38 Luftangriffen der Alliierten auf Magdeburg im Zeitraum von 1940 bis 1945. Bei diesen Angriffen warfen insgesamt 5000 Bombenflugzeuge 12500 Tonnen Bomben auf die Stadt. Eine kaum vorstellbare Situation. Wie wird ihre ereignishafte Atmosphäre sinnlich erfahrbar? Was fühlt, sieht, hört und riecht man? Gerade über Gerüche werden Erinnerungen gespeichert und Emotionen ausgelöst. Mit dem Projekt soll den Nachkriegsgenerationen die Möglichkeit gegeben werden, multisinnlich zu erfahren, wie sich ein Luftangriff und damit auch Krieg räumlich anfühlt: Der Raum mit der Installation „Walking through War“ ist so gestaltet, dass es kein Entkommen gibt. Sobald der Nebel erscheint, erscheinen auch Silhouetten an der Wand und die Betrachter*innen erleben das Gefühl, verfolgt zu werden. Sie können sich zwar an die Wand drücken, dennoch können sie dem Geruch und der Gefahr, von den Bomben getroffen zu werden, gefühlt nicht entkommen. Man kann das Erlebnis nicht abbrechen, selbst wenn es einem Angst macht – dem Krieg ist man damit merklich ausgesetzt. Man spürt, was es bedeutet, ihn zwangsläufig miterleben zu müssen.